Energiezukunft vierfach beleuchtet

17.04.2025 | Surseer Woche | AutorIn: Michael Hausheer

OBERKIRCH NACHHALTIGES OBERKIRCH (NAOB) LUD ZUM INFOANLASS

Energiestrategien sind zurzeit in aller Munde wie auch in den Medien dauerpräsent, wobei die Ansichten stark variieren. Zu einer differenzierten Auseinandersetzung trug ein von «Nachhaltiges Oberkirch» organisierter Informationsanlass vom 9. April bei.

Die Diskussion um die Schweizer Energiezukunft wird unter anderem dadurch geschürt, als das Volk im Juni 2023 das Klima- und Innovationsgesetz angenommen und sich damit das Ziel gesetzt hat, bis 2050 klimaneutral zu werden. Meta Lehmann, Präsidentin von Naob, betonte zu Beginn des Anlasses: «Es werden immer wieder kantonale und nationale Abstimmungen auf uns zukommen. Der Abend soll dazu beitragen, dass die Anwesenden bei diesen Abstimmungen informiert entscheiden können.» Um dies zu erreichen, lud Naob vier Gastredner und -rednerinnen ein, nämlich Christian Schaffner, Direktor des Energy Science Center der ETH Zürich, Andrea Mäder, Leiterin Public Affairs der Swissgrid AG, Thomas Urech, Leiter Netzkunden der CKW, und Martin Fierz, Professor an der FHNW. Christian Schaffner, welcher als erster Redner an der Reihe war, verwies gleich zu Beginn darauf, dass während der Energieverbrauch sinke, der Stromverbrauch zunehmen werde. «Wir sind auf dem richtigen Weg», so Schaffner. Die Energiewende bis 2050 sei machbar, aber nicht unbedingt ein- fach. In einer Zukunftsprognose hielt er die Bedeutung von Wasserkraft und Photovoltaik fest und unterstrich, dass die Wasserkraft im Sommer ein Exportgut der Schweiz sei, während Windkraft aus Nachbarländern das Defizit im Winter ausgleichen könne. «Unbedingt notwendig» Andrea Mäder von Swissgrid griff diesen Gedanken in ihrem Vortrag erneut auf und betonte unumwunden, dass die Schweiz unbedingt auf ein Stromabkommen mit der EU angewiesen sei: «Autarkie beim Strom ist eine Illusion. Ein Alleingang ist netztechnisch kaum umsetzbar und volkswirtschaftlich nicht sinnvoll.» Während die Schweiz über den Sommer zu viel Strom produziere, sei sie während der Wintermonate nicht in der Lage, sich vollumfänglich selbst zu versorgen. Darüber hinaus gefährde ein Entscheid gegen das Stromabkommen den Wirtschaftsstandort Schweiz, so Mäder. Nach den ersten beiden Referaten wur- de die Diskussion in einer ersten Fragerunde dem Publikum geöffnet, bevor die zweite Hälfte des Abends mit CKW-Netzkundenleiter Thomas Urech startete. Urech sprach über die Energiezukunft aus Sicht des lokalen Verteilnetzbetreibers, wobei er unter anderem den Netzausbau vorstellte. Das künftige Vorgehen fusse insbesondere auf drei Massnahmen: «Unnötiger Netzausbau muss vermieden, nötiger Netzausbau beschleunigt und Planungs- sowie Bauarbeiten müssen effizient gehandhabt werden.» Im Bereich der Photovoltaik gäbe es mit vZEV (virtueller Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) und LEG (Lokale Elektrizitätsgemeinschaft) attraktive Optimierungsmöglichkeiten bei der Einspeisung und beim Eigenverbrauch. Einsparpotenzial enorm Physikprofessor Martin Fierz, welcher an der FHNW im Studiengang Energie- und Umwelttechnik doziert, betonte in seinem Referat insbesondere die Energieeinsparmöglichkeiten. Diese seien enorm. «Rund ein Drittel des Schweizer Stroms wird verschwendet. Das ist etwa die Leistung all unserer aktiven Kernkraftwerke», rief Fierz eindrücklich in Erinnerung. Neben ungenutzt laufenden Stromverbrauchern sei die Zahl in erster Linie auf fehlende Effizienz zurückzuführen. So führte er als Klassiker der Stromverschwendung unter anderem schlecht eingestellte Heizungen und alte Kühlgeräte an. «Die FHNW hat eine grosse PV-Anlage installiert, welche jährlich rund 400'000 Kilowattstunden generiert. Das ist grossartig. Doch wir haben kürzlich alle Glühlampen durch LED ersetzt. Das spart uns jährlich 500'000 Kilowattstunden», so Fierz. Nach Martin Fierz’ Referat wurde den Anwesenden erneut die Möglichkeit geboten, Fragen an die Experten zu richten. Zahlreiche Stellungnahmen und Anschlussfragen unterstrichen, wie gross das Interesse des zahlreich erschienenen Publikums war.

Energiezukunft vierfach beleuchtet